Wohnungswirtschaft digital
23.03.2021
„Die Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft steckt noch in den Kinderschuhen.
Viele Chancen bleiben dadurch ungenutzt.“
Schnelles Internet gehört für viele Mieter inzwischen zur Grundversorgung, ebenso wie Wasser oder Strom. Die Notwendigkeit Immobilien vorsorglich mit Breitbandanschlüssen auszustatten, wurde von den meisten Wohnungsunternehmen erkannt. Doch nach dem Anschluss enden die Digitalisierungsbemühungen oft, wundert sich RFT-Geschäftsführer Stefan Tiemann. Der Netzbetreiber erläutert im Interview, welche digitalen Angebote bereits erprobt sind.
Herr Tiemann, Sie sagen deutlich: Das Bewusstsein für Digitalisierungsprozesse sei zwar überwiegend vorhanden. Die Umsetzung hingegen werde nicht immer konsequent verfolgt.
Die Digitalisierung erfordert von der Wohnungswirtschaft ein Umdenken und eine Aktualisierung ihrer strategischen Ziele. Die Frage, wie Mieter in fünf oder zehn Jahren leben wollen, steht schon heute im Raum. Wir realisieren seit vielen Jahren eigenwirtschaftlich Glasfaseranschlüsse für die Wohnungswirtschaft. Dabei beobachten wir, dass es in vielen Unternehmen keine langfristigen Digitalisierungsstrategien und bisher nur wenige Ideen für digitale Anwendungen im Bereich des Wohnens bzw. der Vermietung gibt. Das ist schade, denn so bleiben wichtige Potentiale ungenutzt.
In welchen Bereichen können Wohnungsunternehmen schon heute von der Digitalisierung profitieren?
Das beginnt bei der Nutzung von digitalen Ablesegeräten für den Verbrauch von Gas, Strom und Wasser, dem Smart Metering. Wohnungsabnahmen bzw. -übergaben können über eine App auf dem Smartphone oder Tablet zeit- und ressourcensparend durchgeführt werden. Immer wichtiger werden in den Wohnungen auch altersgerechte Assistenzdienstleistungen. Über Info-Boards in den Hausaufgängen oder Wohnungen können Wohnungsunternehmen direkt mit ihren Mietern kommunizieren sowie Beschwerden und Reparaturaufträge entgegennehmen. In den Geschäftsstellen können digitale Geschäftsprozesse zur Effizienz beitragen und die Arbeit der Mitarbeiter erleichtern. Ich denke dabei u. a. an Ticketsysteme oder Reporting Tools.
Sie erwähnten, dass sich mit Smart-Home-Anwendungen der CO2-Fußabdruck verringern lässt. Wie geht das?
Nehmen wir beispielsweise eine intelligente Heizungsteuerung. Wenn der Mieter ein Fenster öffnet, wird durch einen smarten Thermostat die Heiztemperatur automatisch heruntergeregelt. Dadurch geht, ganz im Sinne der Energieeinsparverordnung, weniger Heizenergie als bislang verloren. Ähnlich funktionieren intelligente Steckdosen, über die sich alle angeschlossenen Geräte im Haushalt zu festgelegten Zeiten ein- oder ausschalten lassen.
Wie können Sie als regionaler Netzbetreiber Wohnungsunternehmen bei der Digitalisierung unter die Arme greifen?
Ein wichtiges Thema, welches bisher noch nicht zur Sprache kam, ist der Schutz von Mieterdaten. Immer mehr Unternehmen verschieben auch sensible Kundeninformationen in Clouds. Mit dem Hintergedanken, auch Mitarbeitern im Homeoffice Zugriff auf diese Informationen zu ermöglichen. Das ist in erster Linie eine Arbeitserleichterung. Vielen Cloud-Nutzern ist nicht bewusst ist, dass das eine Gefahr darstellt. Oft stehen die Datenserver nicht in Deutschland und unterliegen somit nicht unseren strengen Datenschutzbestimmungen. Datendiebe können so viel leichter Informationen abgreifen. Wir können hingegen garantieren, dass alle Kommunikationsdaten niemals unser Netz verlassen. Zudem haben wir Angebote für Webhosting und IT-Housing in unserem Geschäftskunden-Portfolio, stellen eigene Cloudanwendungen zur Verfügung, bieten professionelle Backup-Lösungen zur Datensicherung und realisieren bedarfsgerechte Business-Telefonie. Wir stehen Unternehmen gerne als Digitalisierungspartner zur Seite.
Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Das Interview wurde in der VDIVAKTUELL, der Zeitschrift des Verbandes der Immobilienverwalter Deutschland e. V. (VDIV Deutschland), abgedruckt.