1970 - Spezialist für Antennenbau
Mit Einführung des terrestrischen Fernsehempfangs wuchsen auf den Dächern Brandenburgs, wie überall in der DDR, abenteuerliche Antennenwälder. Das lag vor allem am Mangel an Antennenbau-Experten, die Antennen installieren und auch reparieren konnten. Mieterinnen und Mieter bastelten daher selbst Antennen zusammen und montierten diese auf den Wohnhäusern. Mit waghalsigen Konstruktionen, z. B. aus Milchtöpfen und Tauchsiedern, gelang es ihnen zudem Störfrequenzen aus den TV-Übertragungen zu entfernen. Auf diese Weise konnten sie heimlich das sogenannte Westfernsehen schauen, was eigentlich verboten war.
Facharbeiter aus Metall- bzw. artverwandten Berufen übernahmen anfangs das Aufstellen der Masten, die Verlegung der Kabel, die Dachinstallationen und richtete Haus- bzw. Wohnungsanschlüssen ein. Weil es den Lehrberuf des Antennenbauers bis dato nicht gab, begann die RFT in der Stadt Brandenburg parallel mit der Ausbildung von geschulten Monteuren. Innerhalb kurzer Zeit avancierte die RFT Brandenburg auch überregional zum Spezialisten für den Antennenbau und errichtete bald schon überall in der DDR wie auch in der Sowjetunion Großgemeinschaftsantennenanlagen. Mit Zweigstellen in Potsdam, Oranienburg, Luckenwalde und Pritzwalk entwickelte sich der Antennenbau in den Folgejahren zum größten Betriebsbereich mit über 60 Mitarbeiter*innen.
Der RFT-Herstellerverbund wurde im Laufe der 1970er Jahre zum „Kombinat Rundfunk und Fernsehen“ umstrukturiert. Das RFT-Logo als Einheitsmarke jedoch blieb für alle Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Heimelektronik und Nachrichtentechnik erhalten.
Fun Fact
Wer sich in der DDR westliche Fernsehsendungen ansah, musste vorsichtig sein. Kinder durften zwar mitschauen, durften sich in der Schule aber nicht verplappern. Um herauszubekommen, ob Familien Westfernsehen einschalteten, wurden den Schülern hin und wieder hinterhältige Fragen gestellt. Zum Beispiel: Hat das Ziffernblatt, welches vor der täglichen Nachrichtensendung am Abend eingeblendet wurde, Punkte (DDR-Fernsehen) oder Striche (ARD)? Wie sieht der Bart vom Sandmännchen aus? Antwort: Die Figur aus dem DDR-Kinderfernsehen trug einen weißen Ziegenbart, sein Kollege aus dem Westen einen Seemannsbart.