KINDER IM INTERNET - DIE GEFAHR IST NUR EINEN MAUSKLICK ENTFERNT

Für uns als Internetanbieter, ist die Sicherheit im Netz ein großes Thema. Mit Sicherheitspaketen schützen wir Ihre Endgeräte zuverlässig vor Viren, Cyberangriffen und Identitätsdiebstahl. Besonderen Gefahren sind Kinder und Jugendliche im Netz und in den sozialen Netzwerken ausgesetzt. Darüber haben wir mit Dr. Sophie Reimers von der Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e.V. im Interview gesprochen. Der Potsdamer Verein berät Eltern zur altersgerechten Medienerziehung, Schutzmöglichkeiten gegen ungeeignete Inhalte und gibt Empfehlungen für Mediennutzungszeiten.

 

Welchen Gefahren sind Kinder und Jugendliche im Internet ausgesetzt?

Dr. Sophie Reimers: Es gibt viele Risiken mit denen Kinder konfrontiert werden. Dazu gehören etwa Gewaltdarstellungen, Pornographie oder auch überzeichnete Schönheitsideale. Problematische Inhalte können bei Kindern Ängste und Unsicherheiten auslösen. Denn nicht immer findet ein Austausch über das Gesehene mit Erwachsenen statt. Sind Kinder ohne Begleitung im Netz unterwegs, werden sie beispielsweise auch mit Abo- bzw. Kostenfallen z. B. für Apps konfrontiert. Aufgrund ihres Alters können sie diese oft nicht erkennen. Ein weiteres Thema sind Kontaktrisiken, wie das sogenannte Cyber-Grooming. Dabei werden Minderjährige von Erwachsenen gezielt über die sozialen Medien angesprochen, oft anonym oder unter falschem Namen, in der Absicht sich ihnen sexuell zu nähern.

Psychische Probleme können ebenfalls durch digitale Inhalte verstärkt werden. Nehmen wir an, es gibt bereits eine Tendenz zur Essstörung. Sobald man sich Beiträge anschaut, die sich mit dem Thema beschäftigen, registriert der Algorithmus das und ich bekomme weitere solcher Videoinhalte angezeigt. Bei TikTok funktioniert das sehr schnell. Aus einem solchen thematischen Strudel, oftmals als „Rabbit Hole“ bezeichnet, findet man nur schwer wieder heraus. Manchmal hilft nur noch, den Account komplett zu löschen und ihn wieder neu aufzusetzen.

Die Begleitung der Kinder und Jugendlichen durch die Eltern ist enorm wichtig. Aufgrund der thematischen Vielschichtigkeit sind sie jedoch oft selbst überfordert. Wir dürfen nicht vergessen: Die meisten aus der heutigen Elterngeneration sind selbst nicht mit sozialen Medien aufgewachsen. Da gibt es oftmals Berührungsängste. Hinzu kommt der Eindruck, Kinder und Jugendliche kennen sich sowieso schon viel besser aus. Aber dann fehlen ihnen erwachsene Gesprächspartner für Erfahrungen, die sie im Netz machen.

Aber zum Glück passieren ja nicht nur schlimme Dinge im Netz. Es gibt viele großartige Lerninhalte oder kreative Angebote. Wir haben bisher nur über Risiken gesprochen. Daraus sollte nicht folgen, Kindern zu verbieten, im Netz unterwegs zu sein. Medienkompetenz entsteht durch Ausprobieren und ja, da passieren auch Fehler. Vielleicht wird mal ein Foto gepostet, was man hinterher lieber nicht veröffentlicht hätte. Aber das sind die Herausforderungen unserer digitalen Welt. Und je früher sich Kinder mit ihren Eltern dazu Gedanken machen und lernen das eigene Internetverhalten zu reflektieren, desto sicherer sind sie im Netz unterwegs.

Das Kind wünscht sich ein eigenes Smartphone. Was sollten Eltern unbedingt beachten?

Dr. Sophie Reimers: Kinder sind sehr unterschiedlich – ob dem Wunsch entsprochen werden sollte oder nicht, würde ich daher immer als eine individuelle Entscheidung der Familie sehen. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle: z. B. ob das Kind einen langen Schulweg hat oder die Eltern immer in Kontakt mit ihrem Kind sein möchten. Was die Handynutzung betrifft, benötigen Kinder klare Regeln. Wichtig ist, darüber zu sprechen, wie und wofür das Smartphone genutzt werden darf. Ebenso sollten zeitliche Absprachen getroffen und für alle möglichen Anwendungen auf dem Handy Nutzungszeiten festlegt werden.

Grundsätzlich kann man viel über die technischen Einstellungen steuern, vielleicht sogar gemeinsam. Vor allem die Privatsphäre-Einstellungen finde ich sehr wichtig. Wenn das Kind beispielsweise am Klassenchat teilnimmt, sind dafür dann gewisse Grenzen gesetzt. Dadurch ist bewusst nicht alles möglich. Auch Käufe über das Smartphone können so geregelt werden, dass Eltern diese erst bestätigen müssen. Wir empfehlen in diesem Zusammenhang gerne die Webseite: www.medien-kindersicher.de – dem Portal zum technischen Jugendmedienschutz. Dort gibt es für alle Geräte (Smartphone, Spielekonsole etc.) und für viele Apps leichtverständliche Erklärungen, wie die jeweiligen Schutzeinstellungen vorgenommen werden können.

Ein Medienvertrag zwischen Eltern und Kindern: Was halten Sie davon? Was sollte er Ihrer Meinung nach beinhalten?

Dr. Sophie Reimers: Wir empfehlen den Mediennutzungsvertrag sehr gerne, weil er Familien einen Gesprächsanlass bietet. Da er für beide Seiten gilt, können Kinder auch Regeln für die Eltern vorschlagen. Wenn zum Beispiel festlegt wird, dass während des Essens das Handy beiseitegelegt wird, sollte diese Regel selbstverständlich auch für Mama und Papa gelten. Die Webseite: www.mediennutzungsvertrag.de unterstützt Familien bei der Gestaltung eines solchen Vertrages. Für alle möglichen Themenfelder haben sie die Möglichkeit zu überlegen: Wie wollen wir das handhaben?

Im besten Falle legen Eltern und Kinder gemeinsam eine Bildschirmzeit fest. Eine wichtige Frage dabei ist: Was passiert inhaltlich in dieser Zeit? Schaut das Kind ein Youtube- oder TikTok-Video nach dem anderen oder recherchiert es für Hausaufgaben? Wenn es zum Beispiel ein anderthalbstündiges Häkel-Tutorial guckt, dann lernt es etwas Neues und häkelt dabei seinen ersten Schal. Das ist sicherlich nochmal etwas anderes, als in der gleichen Zeit nur ein Online-Spiel zu zocken.

In drei Sätzen: Was macht der Verein Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e.V.?

Dr. Sophie Reimers: Bei der Aktion Kinder- und Jugendschutz geht es um den Jugendschutz. Auf der Grundlage des Jugendschutzes kümmern wir uns um die Themen Gewaltprävention, Suchtprävention und den Jugendmedienschutz. Innerhalb dieser Themen versuchen wir, Fachkräfte und Eltern zu unterstützen und auf diesem Wege Kinder und Jugendliche zu stärken. Mit dem Angebot der Eltern-Medien-Beratung in Brandenburg unterstützen wir Eltern, ihre Erziehungsverantwortung aktiv und bewusst wahrzunehmen, um ihren Kindern zu ermöglichen, die Chancen der Medien zu nutzen und Risiken der Mediennutzung zu minimieren. Dazu veranstalten wir Elternabende in Schulen und Eltern-Online-Seminare. Ziel ist es, ihnen mehr Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien und Inhalten sowie praktische Impulse zu geben und den Austausch in der Familie anzuregen.

Dr. Sophie Reimers, Fachreferentin Jugendmedienschutz, Eltern-Medien-Beratung, Aktion Kinder- und Jugenschutz Brandeburg e.V. Potsdam
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