Breitbandausbau: Über den Tellerrand hinaus schauen
24.10.2016
Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr informierte am Freitag (21.10.2016) der Netzbetreiber RFT kabel gemeinsam mit Vertretern des Breitbandbüro des Bundes (BBB) und dem Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) über den gegenwärtigen Stand des Breitbandausbaus, aktuellen Gesetzen und Förderrichtlinien. Breitband-Verantwortliche aus Brandenburgischen Landkreisen, Städten und Kommunen waren der Einladung zum Breitbandworkshop ins Potsdamer Technologie- und Gewerbezentrum gefolgt.
“Wir legen heute das Fundament für die Informationsgesellschaft von morgen.” – Stefan Tiemann
Stefan Tiemann, Geschäftsführer der RFT kabel GmbH, verdeutlichte in seinem Einführungsvortrag, dass die bisherigen Breitbandziele des Landes Brandenburgs nicht zwingend auf Nachhaltigkeit angelegt sind und eine umfassende Strategie nicht klar zu erkennen sei. Tiemann: “Das Land ist bemüht, doch das reicht nicht aus. Nur durch die Hinwendung zur Glasfasertechnologie sind wir zukunftssicher aufgestellt. Kupfernetze, auch mit Einsatz der Vectoring-Technologie, werden das massive Datenaufkommen mittelfristig nicht mehr bewältigen können. Mit Datenübertragungsgeschwindigkeiten bis in den Gigabit-Bereich und einer hohen Zuverlässigkeit bieten Glasfaser-Netze das einzige Zukunftspotential,“ so Tiemann weiter. Er plädierte für eine enge Zusammenarbeit der Landkreise, aber auch der kommunalen Akteure und verwies dabei auf Best-Practice-Beispiele, wie z. B. Mecklenburg-Vorpommern. „Wir müssen gemeinsam versuchen, ein Optimum beim Breitbandausbau zu erzielen. Durch das Schaffen von Schnittstellen entstehen Synergien, die den Breitbandausbau vor Ort oftmals kostengünstiger gestalten.“
“Die Welt ist digital.” – Sven Knapp
Sven Knapp, Leiter Politik und Gesetzgebungsverfahren beim BREKO Bundesverband beleuchtete die Fortschritte beim Breitbandausbau aus Verbandssicht und versorgte die Teilnehmer*innen mit Neuigkeiten aus Berlin, Bonn und Brüssel. Rückblickend bezeichnete er die bisherige Breitbandstrategie der Bundesregierung (50 MBit/s als flächendeckende Bandbreite bis 2018) “im ersten Schritt als nicht verkehrt”, nun sei es aber an der Zeit neue Ziele festzusetzen. Sein Appell lautet daher, “nicht länger eine konkrete Bandbreite festzusetzen.” Als Breitbandziel sollte vielmehr das Verlegen von Glasfaser bis zum Haus bzw. in die Wohnung ausgegeben werden. Knapp: “Glasfaser (FTTB/H) ist die einzig zukunftssichere Basisinfrastruktur.” Laut einer von ihm zitierten Studie, wird das Festnetz-Internet für 85 Prozent der Deutschen weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Zudem werde das Geschäftsmodell Glasfaser-Ausbau auch für private Investoren immer attraktiver. “Es ist ein Zukunftsthema”, so Knapp. Gleichzeitig warnte er davor, dass durch den Vorzug der Vectoring-Technologie im Hauptverteiler-Nahbereich das Interesse der Investoren stark geschmälert werde. Trotz offener Fragen, schaut Knapp positiv in die Zukunft: “81 Prozent des FTTB/H-Ausbaus werden schon heute von regionalen Netzbetreibern gestemmt. Dort wird sich auch in Zukunft einiges tun.”
“Die Anforderungen an Breitbanddienste steigen.” – Matthias Schulze-Mantei
Matthias Schulze-Mantei, Projektmanager vom Breitbandbüro des Bundes, bezeichnet die aktuelle Breitband-Situation als positiv: “Die Bedingungen, den Ausbau voranzutreiben, waren nie besser.” Das Interesse am Bundesförderprogramm Breitband sei stark, einige Förderbescheide wurden den Kommunen bereits übergeben. “Grundsätzlich ist bundesweit ein Anstieg bei der Breitbandversorgung zu verzeichnen, obwohl erst wenige Mittel abgerufen wurden”, so Schulze-Mantei weiter. In seinem Vortrag erläuterte er Detailfragen im Rahmen des Antragsverfahrens für das Bundesförderprogramm und gab den Anwesenden somit hilfreiche Tipps für eigene Förderprojekte.
In der abschließenden Podiumsdiskussion gingen die Referenten auf offene Fragen der Teilnehmer*innen ein und diskutierten mit ihnen über die Zukunft des Breitbandausbaus im Land Brandenburg. Stefan Tiemann zeigte sich mit der Veranstaltung zufrieden: “Es ist enorm wichtig den Dialog lokaler Akteure zu fördern. Deshalb werden wir die Workshop-Reihe fortsetzen.”
Ansprechpartnerin: Ines John